Stadtgeschichte

Die Stadt Neuenrade kann auf eine lange geschichtliche Vergangenheit zurückblicken:

Um 1220

wurde Neuenrade als Rode erstmalig in der das Stift Essen betreffenden Vogteirolle des Grafen Friedrich von Altena-Isenberg erwähnt.
Das ehemalige Prämonstratenserstift Berentrop entstand bereits im 12. Jahrhundert.
Die Bauernschaft Rode mit etwa einem Dutzend Höfen wurde von den Grafen zu Altena-Mark beherrscht.
Eine Wasserburg stand bei dem sogenannten Wall, die "alte Burg".

1353

begann der märkische Amtmann Gert von Plettenberg für seinen Herren, Graf Engelbert III von der Mark, mit dem Bau einer durch Tore, Mauern und Wassergräben befestigten Stadt.

Am 25.07.1355

verlieh Graf Engelbert III von der Mark der Stadt das große Stadtprivileg, das zugleich mit dem Recht der Selbstverwaltung, der Gerichtsbarkeit und der Veranstaltung von drei Jahrmärkten verbunden war.
(Die alte Gerichtslinde (Femelinde) in der Parkanlage auf dem Wall erinnert noch heute an jene Gerichtsbarkeit und ist damit ein Zeuge der ältesten Vergangenheit.
Der Neuenrader Gertrudenmarkt, das Gertrüdchen, hat die Zeiten überdauert und findet im März als Kirmes, verbunden mit einem Pferdemarkt und Tanz in allen Gaststätten statt.)
In der mit der Stadt errichteten neuen Burg "Auf dem Platz" saß der Amtmann des Amtes Neuenrade.
Der landesherrliche Richter übte die Rechtsprechung im Amt aus, doch besaß der aus einem Bürgermeister und 11 Ratsherren bestehende Rat der Stadt weitgehende eigene Verwaltungs- und Gerichtsbefugnisse.

1366

Die in der Stadt erbaute Kapelle erhielt das Tauf- und Begräbnisrecht.
(Von diesem ersten Gotteshaus ist noch der mächtige steinerne Turmunterbau, heute Evangelische Kirche, erhalten.)
Die Stadt bot nach ihrem endgültigen Ausbau etwa 100 Bürgerfamilien Platz. In der ausgedehnten Feldmark betrieben die Städter nach wie vor Ackerbau und Viehzucht.
Handel und Gewerbe fehlten jedoch nicht. Aufgrund der Erzfunde in dieser Gegend bildete sich schon frühzeitig ein Gewerbe, das bis heute bedeutungsvoll und wichtig blieb, die Kleineisenindustrie. Rund um Neuenrade gab es über 20 Rennöfen Verhüttungsplätze, deren Entstehung auf das 11.-13. Jahrhundert zurückzuführen ist. (Aus dieser Zeit stammt auch die Anlage des 1965 in Berentrop freigelegten Eisenschmelzofens, welcher der am besten erhaltene Rennofen im Märkischen Sauerland ist.)
Als die Rennfeuer auf den Bergen und in den Tälern erloschen, entstanden im Stadtgebiet zwei Osemundhämmer.

Von 1670 - 1690

wurden im Amt Neuenrade neun Osemundschmieden erwähnt. Die Erzeugnisse aus dem gewerblich betriebenen Erzabbau und der Eisenverhüttung ermöglichten der Stadt schon früh den Anschluss an die hansischen Märkte. In der Städtehanse gehörte Neuenrade Mitte des 16. Jahrhunderts mit anderen märkischen Städten als zugewandter Ort zur Dortmunder Beistadt Lüdenscheid, später als selbständige Beistadt zum märkischen Doppelquartier Hamm-Unna. Vorübergehend übertraf die Tuchmanufaktur das Eisengewerbe an Bedeutung.

1394, 1429,
1486, 1507, 1521, 1547, 1621, 1687, 1695, 1714 und 1732

Aufgrund der Bauweise der Häuser wüteten in Neuenrade in den v.g. Jahren verheerende Stadtbrände.
Die Häuser standen mit ihren hohen Giebeln zur Straße. Nach Art der westfälischen Bauernhöfe befand sich in der Giebelwand die große Deelentür, durch die Vieh und Erntewagen ins Innere gelangten, wo Menschen, Tiere und Erntevorräte unter einem Dach zusammenblieben. Die strohgedeckten Dächer und die Fachwerkwände wurden wegen der engen Bauweise entlang der fünf Längsstraßen (Eulengasse, Erste, Zweite und Dritte Straße, Kletterpot) mehrfach ein Raub der Flammen.

Die Stadt Neuenrade im Jahr 1771

Die Stadt Neuenrade um 1771

Um 1800

zählte die Stadt ca. 1.000 Einwohner ohne ihre Außenbürger zu Dahle. Das Leben hatte sich gegenüber dem Mittelalter nicht wesentlich verändert.

Ab 1830

kündigten sich entscheidende Umwälzungen nach dem Einsetzen der Industrialisierung an. Die ersten Fabriken entstanden: Schniewindt, Gries (später Sternberg, heute Pickhardt & Gerlach) sowie Klinke (früher Heutelbeck & Dunker).

Nach 1870

kamen hinzu: Büsche, Schürmann & Hilleke und Schroeder.

1832

begann der Bau fester Straßen durch die Hölmecke nach Altena und nach Werdohl mit dem Anschluss an die Ruhr-Sieg-Eisenbahn.

1912

entstand eine eigene Bahnverbindung durch das Hönnetal.

1890/91

Aufgrund des rasanten Wachsens der Lennetalgemeinden kam es zum Ausscheiden von Werdohl und Ohle aus dem Verband des Amtes Neuenrade.

Um 1900

wohnten in der Stadt etwa 2.000 Menschen, vor Ausbruch des 2. Weltkrieges waren es 3.000.

Nach 1945

stieg die Bevölkerung durch die Ansiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten stark an.
So konnten 1955 rd. 5.000 Einwohner verzeichnet werden.
Nach dem 2. Weltkrieg entstanden auf der Grundlage der übernommenen Kleineisenindustrie zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe, die Gießereierzeugnisse, Elektrogeräte, Drähte, Schrauben, Drehteile, Fahrräder und Kleineisen herstellen.
Und auch heute noch neben einigen bedeutenden Werke der Leichtmetall- und Kunststoffverarbeitung zu den Haupterwerbsquellen zählen.
Zudem betreiben leistungsfähige Handesunternehmen einen weltumspannenden Export mit Industrieerzeugnissen.

Am 1.1.1969

wurde das Amt Neuenrade im Rahmen der kommunalen Neugliederung aufgelöst. Die ursprünglich zu Neuenrade gehörende Amtsgemeinde Dahle ging an die Stadt Altena.
Zum gleichen Zeitpunkt wurde die bis dahin zum Amt Balve zählende Gemeinde Küntrop in die Stadt eingegliedert. Die Einwohnerzahl stieg auf rd. 7.500.

1.1.1975

Durch den Anschluss der im Amt Balve bis dahin selbständigen Gemeinden Affeln, Altenaffeln und Blintrop erfuhr Neuenrade mit nun rd. 10.600 Einwohnern eine weitere Stärkung.
Affeln wurde bereits 1492 durch Erzbischof Hermann von Köln zur "Freiheit" erhoben und erhielt damit das Selbstverwaltungsrecht.

Heute


 

ist Neuenrade eine blühende Stadt, deren Lebensgrundlage Industrie, Handel und Gewerbe sind.
Durch die günstige Topographie hat Neuenrade einen hohen Wohn- und Freizeitwert.
Die Einwohnerzahl betrug am 30.06.2017 12.274.